Wie Inspiration dein Handeln beflügelt

03. September 2021

«Die Inspiration – der alkoholfreie Rausch» so treffend hat es der deutsche Schriftsteller Alexander Otto Weber beschrieben. Dem kann ich nur zustimmen. Schon oft in meinem Leben hat mich in einem unerwarteten Moment ein Geistesblitz – meist in Form eines Bildes – erreicht, der mich nicht mehr losliess. Dieser «alkoholfreie Rausch» spornte mich an, der Eingebung nachzugehen, sie auszuprobieren oder umzusetzen.

Apropos Alkohol: Die Chemikerin in mir vergleicht Inspiration mit einer alkoholischen Gärung. Nimm ein paar Anregungen, gebe dem Ganzen Zeit, sich zu entfalten, beschäftige dich derweil mit etwas anderem und denke gar nicht mehr an das Thema. Und plötzlich fliessen die Ideen.

Meine drei wichtigsten Inspirationsquellen

Wie findest du Inspiration? Jeder Mensch ist einzigartig, und so kann ich diese Frage nicht für dich beantworten. Stattdessen teile ich mit dir, was meine besten Inspirationsquellen sind.

Inspirationsquelle # 1: Begib dich auf unbekanntes Terrain und rüttle dein Gehirn wach!

Diese drei Situationen haben mich nachhaltig auf Trab gebracht:

  • Mit 19 zog ich von zu Hause aus, um zu studieren und meinen Traum zu verwirklichen. In meiner von Handwerkern und Kaufleuten geprägten Familie war ich die Erste, die diesen Weg einschlug, und niemand verstand, warum ich mich für Chemie entschied. Der Sprung in die Unabhängigkeit war anfangs kein Zuckerschlecken, hat jedoch meinen Horizont enorm erweitert und mich das Leben aus einer vollkommen anderen Perspektive betrachten lassen.

  • Nach fast 20 Jahren in der Naturwissenschaft tauchte ich 2011 endgültig in die Welt der Persönlichkeitsent­wicklung und des Coachings ein: von der Entwicklung von Molekülen zur Entwicklung von Menschen. Dieser Seitenwechsel hat mir eine gänzlich neue Welt eröffnet, die mich bis heute mit grosser Freude erfüllt. Und statt chemischer Artikel lese ich heute mit Begeisterung Bücher über Hirnforschung und positive Psychologie.

  • Das Jahr 2021 steht erneut für Inspiration pur: Nach fast 30 Jahren als Angestellte in diversen Führungspositionen habe ich mich im Alter von 57 selbständig gemacht. Es ist unbeschreiblich, wie stark mich diese Veränderung anspornt, Neues zu lernen und über meine bisherigen Grenzen hinaus zu wachsen.

Mein Fazit: Brich aus der Routine aus, wenn du wieder mit frischem Blick auf die Welt sehen willst. Begib dich auf unbekanntes Terrain und probiere etwas, was du noch nie zuvor gemacht hast. Tauche in ein neues Umfeld ein oder umgib dich mit Menschen, die anders ticken als du. Wenn du auf unvertraute Gedanken und Herangehensweisen triffst, wird dein Denken aufgemischt und inspiriert, neue Ideen jenseits vertrauter Konventionen zu entwickeln.

Inspirationsquelle # 2: Musse ist ein Nährboden für Inspiration

Der Duden beschreibt Musse als «freie Zeit und innere Ruhe, um etwas zu tun, was den eigenen Interessen entspricht». Diese Definition veranschaulicht vortrefflich, in welchen Situationen ich Musse erfahre: in der Musik, bei Schneeschuh- oder Wandertouren in den Bergen, beim Kochen, Entwickeln von neuen Konzepten, Yoga und Meditation. Stunden der Stille und der Musse sind für mich ein wichtiger Nährboden für Inspiration und frische Ideen. Sie helfen mir, mich zu zentrieren und neu zu kalibrieren. Und genau in diesen Momenten der Entspannung und Konzentration entsteht Neues.

Mein Fazit: Baue regelmässig Stunden der Musse in dein Leben ein und erlebe, wie du jede Menge gute Gedanken tanken und Inspiration finden kannst. Musse gibt dir die Möglichkeit, innezuhalten und zu reflektieren: Was ist dir im Leben wichtig? Welches Leben willst du führen? Wer willst du sein?

Inspirationsquelle # 3: Umgib dich mit Menschen, die dich weiterbringen

Schon als Kind haben mich Menschen inspiriert und angespornt, die sich kraftvoll und unbeirrt – auch gegen Widerstand ihres Umfelds – für das, was ihnen am Herzen liegt, einsetzen. Meine Großmutter, mein Großvater und meine Musiklehrerin waren für mich Vorbilder. Sie haben mir vorgelebt, dass ich es in der Hand habe, meine Lebensumstände durch mein Verhalten und meine Handlungen zu gestalten und mich ermutig, meine Träume zu verwirklichen.

Später im Leben waren Menschen aus verschiedenen Kulturen und mit unterschiedlichen Lebensentwürfen eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration für mich. Der Umzug ins Ausland – zuerst in die Schweiz und später in die USA –und der Umgang mit Kunden und Klienten aus aller Welt haben mein Denken und Verhalten mit ihrer Art, das Leben zu betrachten, enorm aufgemischt.

Heute gehe ich beim Aufbau meiner eigenen Firma erneut nach dem Prinzip «Lernen am Modell» vor. Ich umgebe mich mit Menschen, die bereits erreicht haben, was ich anstrebe. Ich studiere ihr Verhalten, probiere und adaptierte ihre Ideen, lerne aus ihren Fehlern und entwickle so meinen eigenen Stil. Diese Mischung aus Selbstreflexion und Beobachtung von anderen beschleunigt meinen Lernprozess ungemein.

Mein Fazit: i) Suche aktiv nach Menschen, die das verkörpern, was du anstrebst. ii) Finde heraus, was diese Personen auszeichnet und welche Eigenschaften du besonders an ihnen schätzt. Vorbilder verkörpern etwas, das wir für uns selbst wollen. iii) Lerne von ihnen, adaptiere das Gelernte auf deine Persönlichkeit und integriere es in dein Verhalten. Das Wichtigste: Mache es auf deine Art!

Zu Risiken und Nebenwirkungen von Inspiration

Zum Schluss noch ein wichtiger Hinweis: Wenn du der Inspiration anderer Menschen folgst, kannst du an ihrem Erfolg teilhaben. Das ist eine reizvolle Erfahrung, wenn es dich dazu anspornt, deine eigene Geschichte zu schreiben, dein eignes Projekt zu starten, deine Vision zu formulieren oder etwas für deine Gesundheit zu tun.

Meine Bilanz: Verwechsle Inspiration nicht mit Gefühl, selbst etwas erreicht oder für dich getan zu haben. Kein Buch oder Post machen dein Leben stressfreier oder erfüllter, wenn du dem neu erworbenen Wissen nicht Taten folgen lässt oder deine Gewohnheiten änderst. Nutze die Inspiration und setze sie gleich in deine eigenen Projekte um. Genau dafür ist der «alkoholfreie Rausch» da!

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Regina Thiergardt